THEMA
street life ist ein Begriff, der öffentliches Leben in öffentlichen Räumen beschreibt, ein Seismograph für die Lebendigkeit des öffentlichen Raumes - street life beschreibt diese einzigartige Mischung und Interaktivität von Menschen, Aktionen, Funktionen, deren Reiz auch im zufälligen, nicht geplanten liegt und immer auch im Zusammenhang mit urbaner Dichte steht.
Street life bedeutet Austausch, physisch, nicht virtuell.
Street life ist auch unser Arbeitstitel dieses Semesters, eine Aufforderung, sich in einer sehr speziellen Zeit - in der wir ohne öffentliches Leben, ohne der Gesellschaft anderer und ohne Zutritt zu öffentlichen Gebäuden -
mit Gemeinschaft und öffentlichen Leben, öffentlichen Raum und daraus in logischer Konsequenz für uns Architekten mit der Konzeption von öffentlichen Gebäuden auseinander zu setzen - und zwar in der Radikalität, die den Maßnahmen ebenbürtig sind, die jetzt von uns verlangt werden.
Wir verwenden den Begriff street life als Synonym für kollektiven gebauten Raum, Raum der zu uns allen gehört und schwellenlos zur Verfügung steht, offen für Benutzer und Nutzungen.
AUFGABE
Aufgabe dieses Studios ist es, ein Gebäude für die Gemeinschaft – gleich einem koolhaas-schem Social Condenser - zu entwerfen, das mehrere „öffentliche“ Raumprogramme kombiniert und vertikalisiert, Außenräume beinhaltet, und sich typologisch aus dem jeweiligen umliegenden öffentlichen Raum entwickelt. Die Intention des Gebäudes ( und des Entwerfers natürlich) soll sein, sich nicht nur aus dem Kontext zu entwickeln, sondern wiederum auch Einfluss auf die Umgebung zu haben.
SOCIAL CONDENSER – PUBLIC CONDENSER
Als Konzept von den russischen Konstruktivisten aufgegriffen, definiert Rem Koolhaas den social condenser wie folgt : "Programmatic layering upon vacant terrain to encourage dynamic coexistence of activities and to generate through their interference, unprecedented events."
Im Anbetracht der momentanen radikalen Veränderung der Nutzung, bzw. Nichtnutzung des öffentlichen Raumes, dem Rückzug ins Private, die Digitalisierung als Fenster zur Öffentlichkeit, ist das Verhältnis von privat und öffentlich zu überdenken, und die damit verbundende Konsequenz für den öffentlichen Raum.
ORT
Lokalisiert an den Straßenräumen der Wilhelmshöher Allee in Kassel,
wird jeder Studierende sein Raumprogramm selbst entwickeln.
PROGRAMM
Die eigenständige Erarbeitung eines Raumprogramms unterstützt das konzeptionelle Arbeiten in dem Sinne, dass durch eine grundlegende inhaltliche und programmatische Auseinandersetzung - die es braucht, um ein Raumprogramm zu entwickeln - eigene Kriterien erarbeitet und Interessen verstärkt werden, die einen durch den Gestaltungsprozess leiten.
BETREEUNG
Projekt und Seminar wird von Marcos Reik Cruz und mir betreut,
wir nützen das Momentum des virtuellen Studios - Gesa Büttner Dias und Rodolfo R. Dias von Cornell AAP, USA, werden unsere Kritiker bei den Zwischen-und Endpräsentationen sein.
SEMINAR
Die Belegung des Seminars „ street life“ ist obligatorisch.
ZIEL
Ziel des Projektes ist der Entwurf eines öffentlichen Gebäudes, nicht in Form einer Institution, sondern als bauliches Gefüge eines öffentlichen Raumes, als Gebäude des alltäglichen Gebrauchs, als Verräumlichung des selbst definierten street lifes. Die Radikalität der momentanen Situation, das nicht statt finden des öffentlichen Lebens, der extrem geschrumpfte Bewegungsradius, gibt uns die Möglichkeit Gewohntes aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, und neue, radikale, ungewohnte, vielleicht auch unbequeme Antworten zu geben.
Das Projekt richtet sich an fortgeschrittene Bachelor- und Masterstudierende
1. digitales Treffen - Videokonferenz - Dienstag, 21.04.2020, 14:00 Uhr
Projekttag - Dienstag